AG Naturkunde - HGV Holzminden

Botaniker

Wenn es um die Erfassung der heimischen Flora in der Vergangenheit geht, müssen die Namen Hermann Gutheil, Ludwig Dauber, Conrad Beckhaus und Ernst Günter Triloff genannt werden. Nachdem Linné im Jahre 1753 seine “Species Plantarum” veröffentlicht hatte, gab es erstmals eine Systematik für die Ordnung der Pflanzenwelt. Zwar lag die natürliche Verwandschaft der Arten noch im Dunkeln - Darwins Werk “Origin of Species”, das diesen Zusammenhang aufdeckte, erschien im Jahr 1859 - aber das System Linnés war hervorragend geeignet, die einzelnen Arten zuverlässig zu bestimmen. Damit wuchs - heute würde man sagen: “boomte” - das Interesse an der Botanik und es entstanden zahlreiche Florenwerke.

Das erste gedruckte Pflanzenverzeichnis für den Bereich Holzminden dürfte von Gutheil stammen. Es wurde in dem kleinen Werk “Beschreibung der Wesergegend um Höxter und Holzminden nebst Aufzählung der daselbst wildwachsenden phanerogamischen Pflanzen” 1837 im Verlag Erdmann in Holzminden veröffentlicht. Ein Reprint - leider vergriffen - hat der Naturkundliche Verein Egge-Weser vor einigen Jahren herausgegeben. Gutheil stammt aus einer Karlshafener Apothekerfamilie und wurde 1821 im Alter von 12 Jahren in das Gymnasium Holzminden aufgenommen. Nach seiner Ausbildung und der Tätigkeit in einer Apotheke in Brakel war Gutheil 1840 Apotheker in Holzminden und wurde Mitglied der Regensburger Botanischen Gesellschaft.

Gutheil folgt in seinem Pflanzenverzeichnis noch vollständig der Systematik Linnés. Dies gilt für Dauber nicht mehr. Dauber war ab 1820 Lehrer und schließlich Direktor des Gymnasiums in Holzminden, das damals noch “Kloster- und Stadtschule zu Holzminden” hieß. Er könnte also Gutheil als Schüler unterrichtet haben. Gekannt hat er Gutheil und sein kleines Werk sicher, auch wenn er es in der Einleitung zu seinem “Verzeichniß der in der Umgegend von Holzminden ohne künstliche Pflege und Veranstaltung wachsenden Phanerogamen und Filicoideen”, das 1865 erscheint, nicht erwähnt. Dauber hat über 900 Arten in seiner Liste aufgeführt und damit die heimische Flora so gut wie vollständig erfasst. Es fehlen einige Arten, denen wir heute begegnen. Das liegt aber nicht daran, dass sie von den Botanikern jener Zeit übersehen worden wären. Es handelt sich um Einwanderer, so genannte Neophyten, die erst später Bestandteil der heimischen Flora geworden sind. Als Beispiel sei der jetzt überall bei uns anzutreffende Pyrenäen-Storchschnabel genannt.

Dauber hat häufig Exkursionen gemeinsam mit dem Höxteraner Superintendenten Beckhaus durchgeführt. Beckhaus war einer der herausragenden Botaniker jener Zeit und hat die 1100 Seiten starke “Flora von Westfalen” verfasst, die 1893, drei Jahre nach dem Tod des Verfassers erschien. Über vierzig Jahre lang konnte Beckhaus die Umgebung Höxters durchforschen, so dass kaum ein Landstrich in Deutschland besser erfasst worden ist als dieser Bereich. Beckhaus war aber selbstverständlich auch auf der anderen Weserseite unterwegs. Zahlreiche Herbarbelege von Flechten, die Beckhaus gesammelt hat und die im Westfälischen Museum für Naturkunde in Münster verwahrt werden, stammen aus dem Solling, vor allem aus dem “Rothen Grund” (heute: Rutengrund) in der Nähe vom Steinkrug.

Etwa 1950 entstand erneut ein Büchlein über die heimische Flora, die “Kleine botanische Heimatkunde der Umgebung von Holzminden” von Ernst Günter Triloff, der zunächst Schüler und später Lehrer des Landschulheimes am Solling gewesen ist. Das Buch ist als Band Nr. 10 der Schriftenreihe des Heimat- und Geschichtsvereins für Landkreis und Stadt Holzminden im Jahr 2002 neu herausgegeben worden.

Genannt werden soll auch noch der aus Stadtoldendorf stammende Botaniker Mönkemeyer , der 1927 ein heute noch gültiges Standardwerk “Die Laubmoose Europas” verfasst hat. Schriften, die sich speziell mit der heimischen Flora befassen, sind von Mönkemeyer allerdings nicht bekannt.